18 October 2014

Anreise mit den Hurtigruten

Dank eines Sonderangebots konnten wir mit dem Hurtigrutenschiff von Trondheim nach Bodø fahren. Normalerweise (oder zumindest könnte man angesichts der restlichen Passagiere den Eindruck gewinnen) können sich das nur deutsche Rentner leisten. Wir waren auf dem ältesten Schiff der Flotte untergebracht. Das hatte zwar keinen Schnickschnack wie Swimmingpools zu bieten, aber dafür umso gemütlichere Salons mit Bar. Dank guten Wetters konnten wir eh die meiste Zeit in den Liegestühlen auf Deck verbringen und die gigantische Fjordlandschaft der norwegischen Küste genießen.

Ursprünglich als Postschiffe eingesetzt, sind die Hurtigruten heute überwiegend touristisch. Umso verblüffter war ich, wie groß nach wie vor der Stellenwert dieser Schiffe für manch kleinere Städte spielt. Zu abgelegen für Zugverbindungen und größere Straßen, zu klein für einen Flughafen ist der Schiffverkehr die einzige sinnvolle Verkehrsanbindung. Die Hurtigruten liefern dort nach wie vor Pakete aus und wurden von den Einwohnern mit großer Begeisterung am Hafen in Empfang genommen.

Nach in etwa einem Tag auf See erreichten wir Bodø, eine bemerkenswert unspektakuläre Stadt nördlich des Polarkreises. Von dort setzten wir mit der Fähre nach Moskenes auf die Lofoten über.

Reine

Unsere erste Unterkunft waren die Eliassen Rorbuer in Reine. Rorbuer sind alte Fischerhäuser, die halb auf Stelzen in den Fjord hinein gebaut sind. Mit diesen hatte unsere Unterkunft – abgesehen von den Stelzen – wenig zu tun. Positiv überrascht betraten wir eine moderne Ferienwohnung, die ich jedem nur wärmstens weiterempfehlen kann.

Für unseren ersten Tag auf den Lofoten war eine kleine Wanderung auf den Reinebringen geplant. Der Wanderweg führte von der Küste auf den sich bemerkenswert steil aus dem Wasser erhebenden Gipfel. Bei frisch gekochtem Bialetti-Gipfel-Espresso genossen wir die Aussicht auf die Postkartenmotive der Südlofoten. Im Herbst sind die Grashänge zwar nicht mehr so kitschig-grün; die Mischung aus Bergen, Fjorden und bunten Fischerhäusern bleibt nach wie vor beeindruckend.

Am nächsten Tag fuhren wir in aller Frühe mit einer kleinen Passagierfähre von Reine in den Kirkefjord um von dort in das ca. fünfzehn Kilometer entfernte Fredvang zu wandern. Noch in der Dämmerung stiegen wir über den ersten Sattel von dem wir die ersten Strahlen der Morgensonne erblickten. Auf superweichen Moosteppichen nahmen wir eine kleine Stärkung zu uns, bevor wir uns wieder auf den Weg machten.

Kurz vor Fredvang begab ich mich noch alleine auf einen kurzen Abstecher nach Kvalvika. Diese faszinierende Bucht bietet klares, türkises Wasser und Sandstrände. Wäre es 25 Grad wärmer könnte man meinen, man wäre in der Karibik.

Pünktlich traf ich wieder zur Gruppe und wir standen mehr als rechtzeitig an der Bushaltestelle in Fredvang, um auf den Bus zu warten, der uns wieder zu unserer Unterkunft bringen sollte.

Wir mussten feststellen, dass der Busservice bereits auf einen Winterfahrplan umgestellt hatte und in absehbarer Zeit kein Bus mehr kommen sollte. Zum Glück wurden die Mädels in der Gruppe ziemlich schnell per Anhalter mitgenommen und konnten schon zum einkaufen. Stefan und ich hingegen hatten bereits zwei Drittel der Strecke im Regen zurückgejoggt, bis sich ein junger Norweger uns erbarmte.

Svolvær und Nøksætra

Unser nächstes Ziel war Svolvær, eine Stadt im Zentrum der Lofoten. Von dort marschierten wir auf die Nøksætra, einer Selbstversorgerhütte des DNT, uns alle fragend, warum wir uns das eigentlich antun, wo wir doch einfach einen zweite Nacht in der Unterkunft in Svolvær bleiben hätten können, die wir für den nächsten Tag gebucht hatten.

Um es kurz zu machen: wir hätten es bereut. Die Hütte liegt an einem Gebirgssee, ist noch keine zwei Jahre alt, sehr gemütlich und perfekt ausgestattet. Noch besser: durch die Berge war der Ort vollständig von jeglicher Lichtverschmutzung abgeschottet und wir konnten bei Mitternachtssuppe die Nordlichter vom Fenster aus beobachten.

Anders als in Trondheim war diesmal die intensiv-grüne Farbe nicht nur auf dem Foto ersichtlich, sondern es war ganz im Gegenteil unmöglich, dieses einmalige Schauspiel angemessen festzuhalten.

Am nächsten Morgen bekamen wir Besuch von den Hüttenwarten. Per Helikopter wurde in großen Netzen neues Brennholz eingeflogen und wir halfen, dieses einzulagern.

Anschließend stiegen wir zurück nach Svolvær ab um dort unsere letzte Unterkunft zu beziehen. Die Rückreise erfolgte zunächst per Schnellbot nach Bodø. Von kommt man mit einer zehnstündigen Zugreise zurück nach Trondheim.



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