Tromsø - Ein Wochenende in der Polarnacht
Nachdem es pünktlich zu Neujahr wieder zu regenen angefangen hatte, war die Freude über die 60cm Pulverschnee und die hervorragenden Bedingungen zum Langlaufen schnell wieder verpufft. So kam es uns es gerade Recht, dass wir für das erste Wochenende im neuen Jahr einen Ausflug nach Tromsø geplant hatten. Geregnet hatte es zwar auch dort, aber es hatte zumindest noch ein bisschen Schnee.
Nach 18 gescheiterten Anfragen auf Couchsurfing beschlossen wir kurzerhand die Microadventure-Challenge für Januar abzuhaken und im Stadtpark in Tromsø zu zelten.
Das Basecamp
Bepackt mit Rucksäcken und einem Skisack, gefüllt mit Tourenski, Campingkocher und Zelt, verließen wir den Flughafen in Tromsø. Die Stadt hat in etwa 70.000 Einwohner und besteht aus einer Insel im Fjord und einem weiteren Stadtteil auf dem Festland. Da die Insel nicht so groß ist, konnten wir vom Fluhafen zu Fuß losgehen. Die Straßen waren unangenehm glatt. Eine Straße mussten wir sogar umgehen, weil wir dort mit Gepäck unmöglich hochgekommen wären. Unser Ziel war der Hügel in der Mitte der Insel, wo wir unweit von einem See und einer Langlaufloipe unser “Basecamp” errichteten. Ob Campen dort erlaubt ist, weiß ich nicht. Eine große Rolle spielte das sicher nicht, weil das Zelt eh nur für ein paar Stunden in der “Mittagsdämmerung” zu erkennen war. Die Sonne hat man in Tromso seit Ende November nicht mehr zu Gesicht bekommen und das wird auch noch bis Ende Januar so bleiben.
##Polar Night Halfmarathon Am nächsten Tag fand der Hauptprogrammpunkt unserer Reise statt: Der Polar Night Halfmarathon. Über 1000 Läufer finden sich für dieses Event in Tromsø ein. Um die Teilnehmer vor Beginn des Rennens warmzuhalten fand auf dem Stadtplatz ein flashmob-artiger warmup-dance statt (sehr amüsant!). Die Laufstrecke war weniger spektakulär: Auf verschneiten Radwegen führte sie bis zum Flughafen und wieder zurück. Aus unserer Hoffnung unter Nordlichter zu Laufen wurde nichts. Dafür schneite es – was den Lauf noch viel gemütlicher machte.
##Skarvassbu Große Lust noch eine Nacht im Zelt zu verbringen hatten wir nicht. Nachdem es eh immer dunkel ist, befanden wir, dass es keinen Unterschied macht, wann man auf Tour ist. Deshalb beschlossen wir, noch in der selben Nacht auf eine nahe gelegene Berghütte aufzusteigen. Nachdem wir mit einem sehr schmackhaften Burger unseren Energiehaushalt wieder aufgebessert hatten, begaben wir uns also zurück zu unserem Zelt, holten unsere Ski und packten unsere Rucksäcke. Zunächst marschierten wir ca. eine Stunde zu Fuß durch die Stadt und über die Brücke aufs Festland. Dort waren die Straßen endlich ausreichend verschneit und wir konnten unsere Ski anlegen. Während wir gerade dabei waren unsere Felle zu befestigen, kam eine Passantin vorbei:
- You go skiing now!?
Offensichtlich eine rhetorische Frage. Sie drehte sich wieder um und schüttelte den Kopf. Während Sie weiterging konnten wir noch ein gemurmeltes “Crazy…” hören.
Bald hatten wir die Stadt hinter uns gelassen und folgten einer Langlaufloipe in das Tromsdal hinein. Der vom Mond erleuchtete Tromsdalstinden ragte dabei mit seinen 1238m, die quasi aus dem Nichts erwachsen, sehr markant vor uns auf. Bald lag die Waldgrenze unter uns und wir hatten eine fantastische Aussicht auf die erleuchtete Stadt.
Gegen halb zwei erreichten wir die Hütte. Oder besser gesagt die Hütten. Eine Größere, eine Kleinere und das obligatorische Toilettenhäuschen. Die Größere fanden wir schon belegt vor. Einer der Gäste stellte sachlich fest: “Oh, you arrive late!”. Die kleinere Hütte war noch komplett frei. Kurz darauf prasselte ein Feuer prasselte im Ofen und die Cabin wurde langsam aber sicher gemütlich warm.
Am Sonntag war das Wetter schlecht. Die Sicht noch schlechter. Nachdem wir die Dämmerung schon halb verschlafen hatten, beschlossen wir trotz allem noch kurz auf Tour zu gehen, kehrten aber relativ bald wieder um, um noch problemlos zur Hütte zurückzufinden. Erst in der Nacht klarte es wieder auf und wir bekamen doch noch Nordlichter zu sehen. Zwar nicht ganz so stark wie auf den Lofoten, aber die grünen Schimmer über dem verschneiten Tromsdalstinden hatten trotzdem etwas Magisches.
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